Dorfkirche Behlitz
Infos/ Bilder zur Dorfkirche in Behlitz
Die Kirche zu Behlitz ist das älteste Bauwerk im Ort und des Pfarrbereichs Krostitz. Vermutet wird, dass sie zwischen dem 9. und 11. Jahrhundert gebaut wurde. Zu dieser Zeit soll sie eine kleine Waldkapelle gewesen sein. Wie die Kirche zu Kletzen, haben auch hier der Turm und das Kirchenschiff verschiedene Baujahre.
Bei bestimmten Wetterbedingungen sieht man durch die Farbanstriche des halbrunden Altarraumes stellenweise Farben durchdringen. Sie sind ein Hinweis, dass das Halbrund mit den zwölf Aposteln ausgemalt ist und Christus in der Mitte über ihnen steht. Das entspricht einem häufig verwendeten Motiv aus romanischer Zeit.
Das Kirchenschiff stammt aus der Wendezeit, da es westlich vom Turm angebaut wurde. Der quadratische, gedrungene Walmdachturm bildet den Chorraum. Am rechteckigen Saal der Kirche ist westlich ein beidseitig stehender Vorbau, welcher aber später entstand. Üblich in der Bauweise ist die mittige Anordnung der Apsis am Turm. Hier ist sie nördlich mit dem Turm bündig und damit auch mit dem Saal. Somit stehen der Turm und die halbkreisförmige Apsis nicht in der Achse des Saales, sondern weichen nach Norden ab. Kein Zweifel besteht darin, dass Teile der Saalwände, der untere Turmteil ohne Sakristei und die Apsis aus der Zeit der Romanik stammen. In dieser Epoche gab es für alles eine tiefgründige symbolische Bedeutung, so auch für religiöse Angelegenheiten.
Und damit gibt es für die Deutung der Bauweise dieser Kirche Theorien. Eine erste geht davon aus, dass der Grundriss des Bauwerks den Leib Christi am Kreuz mit seiner leicht nach links geneigten Oberkörper- und Kopfform symbolisieren könnte. Die zweite Theorie besteht darin, dass die Apsis der Kirche den enthaupteten Kopf der Heiligen Katharina symbolisieren soll. Nach der Überlieferung ist die Behlitzer Kirche der Heiligen Katharina geweiht worden. Im 4. Jh. soll sie gelebt haben und von außergewöhnlicher Klugheit und Schönheit gewesen sein. In der Zeit der Verfolgung der Christen wurde Katharina in Alexandria gefoltert. Man benutzte dazu eine Maschine, deren Räderwerk zersprang, als sie enthauptet wurde. Ein kleines Bleiglasfenster im halbrunden Altarraum stellt die Hl. Katharina dar.
Renoviert wurde die Kirche von 1702 bis 1705 und 1840. Damals wurden die Bänke eingebaut, die sich noch jetzt in der Kirche befinden. Auch die Kugeln auf dem Turm wurden erneuert. Im Jahr 1711 montierte man die erste Uhr nur mit einem Zifferblatt und nur einem Stundenzeiger an der Südseite. Die jetzige Orgel baute man 1862 ein. Eine sechshundert Jahre alte Glocke war gesprungen, und so musste 1910 eine neue angeschafft werden. Im ersten Weltkrieg wurden zwei der drei Glocken eingeschmolzen. Einige Jahre später, nämlich 1922, weihte man zum Kirchweihfest eine neue Glocke. 1893 brach nach genau hundert Jahren die Wetterfahne ab, und so musste auch sie erneuert werden. Im Zuge der Erhaltung des Bauwerks putzte man 1966 die Außenwände und deckte 1989 das Dach um. 1993/94 wurde die Kirche innen frisch ausgeweißt.
(aus: "Spuren in Stein")
Wer auf der S4 nach Eilenburg fährt, sieht linkerhand einen Kirchturm leuchten, der ungewöhnlicherweise nach Osten zeigt. Macht man einen Abstecher in das dazugehörige Dorf, erkennt man weitere Eigenheiten: Das Kirchenschiff ist klassisch nach Westen ausgerichtet und durchbrochen von großen barocken Fenstern, die viel Licht in das Innere lassen. Nach Osten aber schmiegt sich an den Turm eine runde Apsis mit einem winzigen romanischen Fenster an. Wir haben es hier mit einer der ältesten Kirchen unserer Region zu tun, deren Ursprünge wie die der Mocherwitzer Kirche bis in das 11. Jahrhundert zurückreichen.
Eine weitere Besonderheit ist, dass sie zu den wenigen Dorfkirchen unserer Region gehört, deren Name durch die Zerstörungen des 30jährigen Krieges erinnert geblieben ist. Es handelt sich um eine Katharinenkirche, wovon auch das kleine Buntglasfenster in der Apsis zeugt. In dieser vermutlich aus dem 15. Jahrhundert stammenden Arbeit ist Katharina von Alexandrien mit ihren Insignien, der Krone, dem Schwert und dem Teil eines Rades dargestellt. Nach der Legenda Aurea soll Katharina eine gebildete junge Christin gewesen sein, die 306 n. Chr. sich geweigert hat, den Staatsgöttern zu opfern.
In einem Streitgespräch verteidigt sie ihren Glauben durch geschickte Anführung heidnischer Philosophen. Sie wird geschlagen und eingesperrt. Im Gefängnis tröstet sie andere Gefangene. Schließlich soll sie mit dem Rad öffentlich hingerichtet werden. Aber das Rad zerbricht, und so wird sie mit dem Schwert getötet. Heute wird die Historizität dieser Gestalt aus guten Gründen bezweifelt. Spannend ist jedoch ihr hoher Symbolwert für die Bildung von Frauen und für den Gebrauch der griechischen Philosophen. Die volkstümliche Beschreibung ihrer Geschichte hat im 12. und 13. Jahrhundert die heilige Katharina zu einer äußerst beliebten Figur gemacht, wovon auch die vielen Katharinenkirchen aus dieser Zeit zeugen. In Behlitz aber scheint man der Mode weit voraus gewesen zu sein, wenn denn die Namensgebung bis auf die Anfänge der Kirche zurückgeht. Im Inneren der Kirche befindet sich ein barocker Schnitzaltar mit den übereinander angebrachten Darstellungen von Abendmahl, Kreuzigung und Himmelfahrt, gerahmt von zwei mächtigen Cheruben. Die ebenfalls barocke Kanzel zeigt die vier Evangelisten und Christus, den salvator mundi (den Retter der Welt). Der Schalldeckel ist verziert mit Kreuz, Anker und Herz, den Symbolen für Glaube, Hoffnung und Liebe (vgl. 1Kor 13,13). 1711 wurde eine erste Uhr im Kirchturm montiert, 1840 die schön geformten Kirchenbänke angeschafft, 1862 schließlich die heute leider nicht mehr spielfähige Geißler-Orgel eingebaut. An den Emporen finden sich Ausmalungen, die vermutlich in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts gehören. Sie zeigen Lutherrose, eherne Schlange und Rosen, unterbrochen von Zitaten aus dem Lutherlied „Ein feste Burg ist unser Gott“. Auf dem Turm läuten zwei Glocken, die aus den Jahren 1910 und 1922 stammen. Renovierungsmaßnahmen sind für die Jahre 1702-1705, 1840, 1893, 1966, 1989 und 1993-1994 bezeugt. 2011 erhielt die Kirche ein neues Dach und wurde komplett neu verputzt. Auf dem First des Turmes wurden zwei neue Turmknöpfe und Wetterfahnen montiert, die neben der Jahreszahl auch das Christusmonogramm und das Katharinenrad zeigen. Im Vorraum der Kirche befindet sich eine Tafel mit allen Pfarrern, die seit der Reformationszeit einen festen Dienst in Behlitz versehen haben. Dabei fällt noch ein besonderes Kapitel der Behlitzer Kirchengeschichte ins Auge. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde nämlich die Kirche zur Heimat für die vielen katholische Flüchtlinge aus den ehemalig deutschen Ostgebieten. Von 1949-1965 war sie sogar die zentrale Kirche für die gesamte „Kuratie Behlitz“, die sich von Wölkau über Krensitz, Krostitz, Liemehna bis nach Weltewitz, Pehritzsch und Gotha erstreckte. Der damalige Vikar Timmerkamp baute eine sehr lebendige katholische Jugendarbeit auf, an die sich noch heute viele Dabeigewesene dankbar erinnern. In jenen Jahren sind fast alle unsere evangelischen Kirchen von katholischen Geschwistern mitgenutzt worden. Heute zeugen in der Behlitzer Kirche die vielen Osterkerzen von einem fröhlichen ökumenischen Erleben, das in der Freundschaft mit der katholischen Kirchgemeinde St. Marien in Seligenstadt wurzelt. (fk) (Gemeindeblatt März bis Mai 2021)